Statt die Leere zu füllen, schließ Freundschaft mit ihr!

06/2013

(Gedanken zu einem Gespräch mit Teilnehmern von The Universal Experience in der Nähe von Berlin, 8. Juni 2013)

Du musst die Leere und das Nichts nur so lange ertragen, bis du dich hingeben kannst. Dann gibtes nichts mehr zu ertragen! Die Auslöschung – zum Nichts zu werden – ist das, worum es bei der Angst vor dem Tod wirklich geht. Wenn du die Leere fürchtest, ist es ganz natürlich, dass du auf jede Art Widerstand leistest. Deine Angst selbst ist die Barriere, und ihretwegen sorgst du dafür, dass du mit allem anderen in der Welt beschäftigt bleibst. Das hält die Angst in Schach und füllt außerdem die Leere. Weißt du, wie viele Menschen die Stille nicht aushalten? Sie füllen sie mit Gerede und Fernsehen und Musik – alles nur, um die Stille zu verhindern! –, und Stille ist nur der erste Schritt auf dem Weg zum Großen Unbekannten. Osho sagte immer zu uns: „Ihr habt alle so viel Angst vor dem Nichts. Ihr glaubt, alles wäre besser als nichts. Ihr müsst entdecken, dass nichts besser ist als alles.“

Um die Wahrheit in dem zu entdecken, was er gesagt hat, musst du natürlich alles loslassen, und du kannst dieses Loslassen nicht herbeiführen, indem du einfach daran glaubst. Zu glauben ist nur insofern hilfreich, als dass es dich angeregt, dich wirklich mit deiner Angst anzufreunden. Bis dahin hast du keine andere Wahl, als endlos die Leere zu füllen – dein ganzes Leben lang, aber nur bis zu deinem letzten Atemzug. Danach gibt es kein Entkommen mehr, und du bist deiner Angst ausgeliefert. Ohne auf etwas – oder vielmehr NICHTS –vorbereitet zu sein, dem du vertrauen kannst, stehst du stattdessen deinem furchterregenden Sensenmann gegenüber.

Dich mit deiner Angst anzufreunden mag dir wie eine Feuerprobe erscheinen, aber die Feuerprobe existiert nur, solange du deiner Angst Widerstand leistest. Wenn du dich hingibst – wenn du es wagst, deine Angst anzunehmen, statt sie zu bekämpfen –, öffnest du den Zugang zu allen möglichen Ressourcen, Einsichten und Offenbarungen. Sie sind so wunderbar, dass du nach ihnen süchtig werden könntest, aber du kannst dich auch weiter hingeben und deinem Weg zum ultimativen Mysterium vertrauen: Osho nannte es „die Null-Erfahrung“. Das Vertrauen, das du dabei gewinnst, bringt dir seine eigenen Geschenke – nicht nur, wie du aus diesem Leben scheidest, sondern wie du jeden einzelnen Moment darin lebst.

Eines noch: Echtes spirituelles Erwachen entsteht durch die Hingabe an dieses Nichts. Ironischerweise sind religiöse Überzeugungen im Allgemeinen nur eine weitere Form, die Leere zu meiden. Dein Glaube mag dich vor deiner tiefsten Angst schützen, aber Schutz ist genau das – eine Abwehr gegen Angst. Er führt dich nicht durch sie hindurch. Spirituelle Überzeugungen und all diese wahnsinnigen spirituellen Erfahrungen, von denen ich vor ein paar Wochen geschrieben habe, sorgen oft nur dafür, das Anfreunden mit deiner Angst zu verhindern – die Angst, die sowohl dein Leben als auch dein Sterben transformieren kann, nachdem du sie einmal begrüßt hast.