Hommage an meinen Freund, Amitabh Robert Birnbaum

09/2012

Mein geliebter Freund Amitabh,

heute morgen, als ich in der Schweiz erwachte, um Menschen auf einer 3-tägigen Begegnung mit dem Tod zu begleiten, kam die Nachricht, dass du nur ein paar Stunden zuvor in Kalifornien deinen letzten Atemzug gemacht hast. Ich bin mit dir gereist in diesen letzten Tagen, von Herz zu Herz und von Seele zu Seele, in dem Wissen, dass du auf deinem Weg warst. Jetzt ist es Nacht, und während des ganzen Tages schwebte leise dein Geist herum und streichelte meine Phantasie so liebevoll wie eine gelegentliche leichte Brise, während ich arbeitete. Es ist lange her, seit wir zusammen eine Gruppe geleitet haben. Jetzt, wo du dich im Universum auflöst, spüre ich deine Gegenwart. Vor ein paar Jahren machten wir, halb im Ernst, Witze darüber, dass wir noch einmal eine Gruppe zusammen leiten würden. Wir wollten sie „Bevor wir alle sterben“ nennen. Jetzt hast du’s getan! Aber mit so viel Licht und so einem perfekten Timing, dass du nun hier bist und dieses „Universal Experience“ mit mir leitest.

Wie ich dich liebe! Ich habe mich so darauf gefreut, dich noch einmal im November zu sehen. Es sollte nicht sein, aber deine liebe Frau Mradu schenkte uns vor ein paar Tagen unseren heiligen Moment am Telefon, und der wird in mir für immer lebendig bleiben.

Du warst immer etwas früher dran als ich, jedenfalls altersweise, und es passt. In den Jahren, in denen wir zusammen gearbeitet und gespielt, geforscht und meditiert haben, schienst du mir oft ein wenig voraus zu sein – mit deiner Erfahrung, deinem Mitgefühl, manchmal mit deinem Verständnis für Menschen und Situationen. Ich habe wichtige Lektionen von dir gelernt. Als wir damals in den 70er Jahren in Oshos* Ashram in Poona lebten und später im Geetam, dem Ashram in der Mojave-Wüste in Kalifornien, während die Rajneesh-Stadt in Oregon aufgebaut wurde, warst du wirklich mein großer Bruder. Du warst für mich da in Momenten, als ich wirklich jemanden brauchte, der mich verstand, der mir eine Schulter zum Anlehnen oder Ausweinen anbot oder ein paar Worte, um meine Ego-Trips zu durchbrechen.

Wir waren ein tolles Duo, wenn wir zusammen Gruppen leiteten, und ein ECHTES Abenteuer für die Leute, die es wagten, sich mit uns in den Kreis zu setzen – du am einen Ende und ich am anderen, schossen wir Egos ab und liebten die Menschen aus ihren Ängsten und Dunkelheiten heraus ins offene Licht des Daseins: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ nannte uns jemand. Ich erinnere mich an die Gruppe auf der Ranch, die von einem Haufen junger Australier mit ihrer „No worries, mate“-Nummer dominiert wurde. Nach ein paar Stunden mit ihrer super-lässigen Missachtung von allem, was sie wirklich berührte, kamst du mit einem deiner herrlichen und liebevollen Hiebe: „Wisst ihr, das Problem mit euch Aussies ist, dass ihr euch selbst schon akzeptiert, lange bevor ihr das solltet.“

Ich wünschte, ich könnte mich an all die Perlen unserer Freundschaft und die Juwelen von transformierender Weisheit erinnern, die du so vielen Menschen in den Schoß geworfen hast. Aber es sind nur die Worte, die ich vergessen habe. Deine heisere Stimme, dein Humor, dein sanfter Scharfsinn, deine Liebe, deine Fairness, deine bodenständige Integrität und deine schöne, vom Geist durchdrungene Seele – sie alle bleiben in mir lebendig. Du hast immer gewusst, dass du zur Unendlichkeit gehörst. Das war der Ort, an dem wir heimlich zusammen aushingen, während wir mit den Gruppenteilnehmern Cowboys spielten und darauf warteten, dass sie ihre Trips sein ließen und zu uns kamen zur mystischen Feier des wirklichen Hier-Jetzt-Seins. Und als Osho uns exkommunizierte wegen – wegen was? Ah ja, wegen des SEINS – machten wir einfach weiter damit. Schließlich war es das, was wir in all den Jahren des Zusammenseins mit ihm gelernt hatten. Es war sein Segen für uns und unsere Liebe zu ihm, egal, was das für ein Unsinn war, mit dem wir nichts zu tun haben wollten.

In den letzten Jahren haben wir uns nicht mehr oft gesehen, aber bei den paar Gelegenheiten, bei denen wir einige Tage miteinander verbringen konnten, war es wieder so, als wäre alles erst gestern gewesen. Wir wurden älter – so alt, dass du deine sterbliche Hülle verlassen hast –, aber das machte unseren Austausch nur noch schöner und weiser. Bis ich ebenfalls die Große Kluft überschreite, werde ich einfach dann und wann auf dein heiseres Geflüster im Wind lauschen. Und ich werde weiter mit dir an unserem gewohnten Platz aushängen. Gute Reise, mein Freund!

* Für uns in jenen Jahren war er “Bhagwan”.